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Libertäre Erklärung von Caracas // 29. Januar 2006
 
Wir, die in Caracas auf dem Alternativen Sozialforum vom 23. – 29. Januar 2006 versammelten AnarchistInnen aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, Kuba, Chile, Deutschland, Ecuador, Spanien, den USA, Frankreich, Mexico, England, Italien, Russland, Uruguay und Venezuela, finden es wichtig, eine spezifisch anarchistische Position auszudrücken, die unserer Erfahrung und unserem Austausch Rechnung trägt. In diesem Geiste erklären wir das Folgende:
 
1. In Einklang mit unseren konstitutiven ideologischen Grundlagen können wir nur unsere tiefste Zurückweisung aller denkbaren Form von Beherrschung und Unterdrückung bekräftigen. Folglich verurteilen wir einmal mehr und zur Vermeidung jeden Zweifels, jeder Wortverdrehung oder Verwässerung die kapitalistische Herrschaft und die staatliche Organisation der Gesellschaft, ebenso wie Militarismus, Imperialismus, Patriarchat, Rassismus, die verschiedenen Formen des Einsperrens, die Zerstörung der Umwelt, die Oberherrschaft von angeblich überlegenen Kulturen und alles, was die Annahme impliziert, dass ein menschliches Wesen über anderen stehen könne.
 
2. Auf der anderen Seite können wir, da wir die Freiheit geradezu wollüstig lieben, nicht aufhören, unsere Inspiration durch anarchistische, egalitäre und solidarische Werte hervorzuheben und zu bekräftigen, die den Bau einer unverfälscht sozialistischen Gesellschaft aus dem Hier und Jetzt heraus leiten sollen; eine Gesellschaft, die organisiert ist über Grundlagen der Selbstbestimmung, Föderation und direkter Demokratie, und die weit über die künstlichen staatlichen Grenzen hinausgeht.
 
3. In gleicher Weise glauben wir, erneut (über die gewöhnliche Litanei guter sozialistischer Absichten und Erklärungen hinaus) präzisieren zu müsssen, dass eine unverfälscht libertäre Gesellschaft nur aus der bewussten Entscheidung der Gesellschaften von unten heraus entstehen kann, und dass es kein einziges historisches Beispiel gibt, das die Hoffnung auf unerforschliche historische Gesetzmäßigkeiten, auf technische Manipulationen von oben oder auf Führer-Messianismen nährt. Das alles sind nichts als anti-emanzipatorische Illusionen, die wir immer wieder einleuchtend darlegen und anzweifeln müssen.
 
4. Diese Versicherung ist heute besonders aktuell und notwendig, weil sich in Lateinamerika eine neue historische Runde anzubahnen scheint, in der die Völker ihre Sorgen und Hoffnungen auf verschiedene Sozialdemokraten und Populisten werfen, die gerufen worden sind, um die Krise des Herrschaftssystems zu verwalten, aber nur um einen kosmetischen und versüßten Ausdruck desselben zu verewigen. Infolgedessen versichern wir erneut, belehrt durch eine reiche historische Erfahrung, dass es keine staatlichen oder vorpreschenden Wege hin zu einer libertären sozialistischen Gesellschaft gibt, sondern dass diese nur dann mit einem Mindestmaß an Glaubwürdigkeit rechnen kann, wenn sie sich auf die unersetzliche Vorreiterrolle der sozialen Bewegungen von unten und auf ihre unverhandelbare autonome Erhebung stützt.
 
5. Wir sind auch überzeugt, dass die Freiheit nicht nur ein Ziel, sondern darüber hinaus ein Weg und eine Praxis ist. Daher können wir nicht anders, als die erstrittenen und auf unserem langen Marsch zu erstreitenden Freiheiten verteidigen, und wir verurteilen folglich alle Regierungen, einschließlich derer auf dem lateinamerikanischen Kontinent und irgendwo anders, die sich als revolutionär bekennen – und damit das klar wird, alle –, die ihre grundsätzliche Inspiration in der Schmälerung und in der Aufschiebung von Freiheiten finden, ohne dass uns irgendwie die “hohen” Rechtfertigungen interessieren, die von ihren wahnsinnigen Phantasievorstellungen ersonnen worden sind.
 
6. Schließlich, obwohl wir zu verschiedenen anarchistischen Strömungen, Denkweisen und Praktiken gehören, haben wir doch durch Taten gezeigt, dass es möglich ist, über unsere Unterschiede hinaus ein Klima von Brüderlichkeit und Respekt unter einander zu schaffen, und wir wollen klar die Möglichkeit und die Notwendigkeit verkünden, dass unsere reiche und vielfältige Bewegung die zahlreichen Gelegenheiten ergreift, solidarische Netze in alle denkbare Richtungen hin zu bauen. Das ist und bleibt unsere unmittelbare Verpflichtung und Aufgabe.
 
 
Organisationen:
 
Biopoliticos (Kolumbien), Colectivo Autonomo Magonista -CAMA (Mexico), Federación Libertaria Argentina - FLA, Comision de Relaciones Anarquistas (CRA) (Venezuela), Centro de Estudios Sociales Libertarios, CESL (Venezuela), Ateneo de Contracultura y Estudios Acratas “La Libertaria”, Biscucuy (Venezuela), Periodico The Alarm (USA), Revista Espacio (Ecuador), Kolectivo de Objecion por Konciencia ART (Colombia), Movimiento Libertario Cubano (MLC), Grupo de Estudos Libertarios Babilonia (Brasilien), Cruz Negra Anarquista (Venezuela)
 
Einzelpersonen:
 
Luis Prat, IWW (USA), Andreas Speck (England), Javier Garate (Chile), Marina Legaz Bursuk, Delegierte von F.L.A e I.F.A (Argentina), Sylvia C. Jimenez (Bolivia), Erica Lagalisse (Kanada), Daniel Barret (Uruguay), Santiago Cadena, Revista Espacio (Ecuador), Kristina Dunaeva (Russland/Brasilien), Eduardo Rodríguez, FAL-Valencia (Venezuela), Luis Jimenez, CRA/CA3 (Venezuela), Jim Ochoa, CRA/Unión-Rache y CA3 (Venezuela), Lizardo Said Lugo CRA/CESL (Venezuela), Salvador Mendez CRA/CESL (Venezuela), Ender Ynfante (Venezuela), Humberto Decarli (Venezuela), Karina Araujo (Brasilien), Iva Gouvea Bocchini (Brasilien), Gustavo Rodríguez MLC (Kuba), Sebastian @, Delegierter des Kolectivo de Objecion por Konciencia Art (Colombia), Rob Block (USA), Sarah Coffey (USA), Cristian Guerrero - Arizona Earth First! (USA). Einzelpersonen aus Kanada, Kolumbien, Italien, England, Spanien, Frankreich und Venezuela.